Blogtour 2023 „Vorfreude“

Wann immer der Boden unter und die Kiste um sie herum aufhörten zu beben, meinte sie, ihr Ziel erreicht zu haben, nur um gleich darauf eines Besseren belehrt zu werden. Offensichtlich hatte sie den Stadtverkehr unterschätzt und zudem vollkommen die Orientierung verloren. In der Dunkelheit ihres selbstgewählten Gefängnisses hatte sie bereits vor einer gefühlten Ewigkeit wetten können, nach der nächsten Kurve am Ziel zu sein. Doch der Wagen auf dem die Box mit ihr darin, fixiert auf einer Ladefläche stand, fuhr weiter und weiter.

Der Gedanke, dem Fahrer versehentlich eine falsche Adresse gegeben zu haben, jagte ihr einen Schauer über den Rücken, doch so oft wie sie den Lieferschein kontrolliert hatte, konnte dabei kein Fehler unterlaufen sein. Viel wahrscheinlicher war es, dass er entweder absichtlich ein paar Extrarunden fuhr, um ein wenig mit ihrer Angst zu spielen, oder aber der Feierabendverkehr zwang ihn, unvorhergesehene Umwege zu fahren.

Beides war ihr ganz recht, denn sowohl die Ungewissheit, als auch ihre enge Behausung gefielen ihr noch besser als erwartet. Durch die kleinen Bohrlöcher im Holz drangen Blitzlichter einer faszinierenden Geräuschkulisse an ihr Ohr. Straßenlärm, Gesprächsfetzen wenn das Auto unter ihr gerade stand und manchmal auch der Wind, der die Abdeckplane über ihr rascheln ließ.

Sie lächelte in den Ringknebel hinein und freute sich über den neuerlichen Schwall ihres eigenen Speichels, der ihr Kinn hinab, zwischen den Brüsten hindurch, über den Venushügel tiefer floss.

Die Hände links und rechts neben sich fest mit dem Holz der Kiste verschraubt, konnte sie nicht ertasten, wie feucht der Boden unter ihr mittlerweile war, jedoch erkannte sie den Geruch ihrer eigenen Nässe, die sich mit dem Speichel vermengte. So staute sich der unverkennbare Duft der Luft innerhalb der Box und würde Ihn empfangen, sobald er den Riegel löste und die Vorderfront der Kiste abhob.

Ihre Beine waren auf die gleiche Weise durch metallene Lochbänder am Holz fixiert. Angewinkelt und weit gespreizt, sodass sich ihm, würde er sein Geschenk öffnen, ein großartiger Anblick bieten würde. Sie hingegen sah nichts. Dafür hatte sie noch vor dem Einstieg in die Kiste mit einer dicken Augenbinde gesorgt. Erst als sie bereits auf der Ladefläche gesichert war, fragte sie sich, ob sie sicher sein konnte, tatsächlich von ihrem Herrn ausgepackt zu werden. Der Gedanke, in eine Polizeikontrolle zu geraten und unter den wachsamen Augen der Polizei in dieser pikanten Situation gefunden zu werden, kickte sie gleichermaßen, wie sie sich davor sorgte. Von einer falschen Lieferadresse ganz abgesehen.

Ihr Herz raste vor Aufregung und pumpte unablässig Verlangen und Gier durch ihre Adern. Im gleichen Takt pulsierte ihr Unterleib und sie konnte es kaum erwarten, seine Finger an ihrem Zentrum zu spüren. Zu fühlen, wie er sich langsam seinen Weg zwischen ihren Charmelippen hindurch in ihr Innerstes bahnte, um wieder und wieder in sie zu fahren.

Doch wenn er das nun gar nicht tun würde? Wenn er sie warten ließe? Wenn er stattdessen ihren weit aufgesperrten Mund zur Befriedigung seiner Lust benutzen und sie anschließend in ihrem eigenen Verlangen ausharren lassen würde? Wenn er gar nicht allein war? Immerhin hatte er Geburtstag. Vielleicht würde er das Paket auch gar nicht sofort öffnen und für später aufheben. Sollte sie sich dann bemerkbar machen? Wenn nun aber Freunde oder Kollegen bei ihm wären? Sie hatte ihm zwar von einem Geschenk erzählt, aber mehr Details nicht verraten.

Je länger sie darüber nachdachte, desto mehr Eventualitäten fielen ihr plötzlich ein, die ihren Plan auf grandios unangenehme Weise scheitern lassen konnten. Die meisten endeten in peinlichen Szenarien, die einer ausführlichen Erklärung bedurften und jeder einzelnen konnte sie etwas Aufregendes abgewinnen. Idealerweise war es dennoch ihr Herr, der sein Geschenk in Empfang nahm.

Wieder hielt das Auto auf dem sie stand und diesmal spürte sie an den Bewegungen, wie es erst zurücksetzte, dann erneut anfuhr und schließlich der Motor erstarb. Sie mussten ihr Ziel erreicht haben.

Während um sie herum einen Moment lang gar nichts passierte, nahm der Schlag ihres Herzens ein Tempo auf, als wollte es sich den Weg durch ihren Brustkorb hinaus hämmern. Ihre Hände wurden nass und sie zitterte vor Aufregung. Das eigene Blut dröhnte ihr so laut in den Ohren, dass sie die Schritte des Fahrers durch das Holz hindurch nicht hörte. Erst als er die Plane von der Box abhob und den Arm des Krans im Haken der Box verankerte, bemerkte sie ihn. Sicher konnte er sie durch die Luftlöcher beobachten, überlegte sie und lächelte. Sicher konnte er sie und ihre Lust auch riechen, wenn er nah genug heran kam.

Sie vernahm das rasselnde Geräusch der sich straffenden Kette und fühlte sich gleich darauf in die Höhe gezogen. Durch den Schwenk des Krans von der Ladefläche herunter schwankte auch ihre Box. Bruch- und stoßsicher verpackt, hielten ihre Fesseln sie zuverlässig in ihrer Position.

Ein weiterer Stoß ging durch das Holz, gefolgt von einem kurzen Schaben über den Asphalt. Vermutlich parkte er sie in die richtige Position vor seiner Haustür. Mit der Zunge leckte sie über die trocken geworden Lippen und ein neuerlich Schwall Speichel bahnte sich seinen Weg ihr Kinn hinab. Sie fragte sich, ob es aus dem Boden der Box bereits tropfte. Der Gedanke entlockte ihr ein Stöhnen.

Das Klopfen des Fahrers auf die Kiste bedeutete, sie hatten ihr Ziel erreicht und er würde nun wieder fahren. Tatsächlich hätte sie das Signal nicht gebraucht, doch nun überlegte sie, ob sie ihn an der Haustür hatte klopfen oder klingeln hören. Wie sollte ihr Herr sonst wissen, dass ein Paket vor seiner Tür stand? Oder hatte er gar schon geöffnet und begutachtete das Geschenk? Ein weiteres Stöhnen verließ ihre Lippen und obwohl sie das Geschenk war, fühlte sie doch die gleiche tiefe Vorfreude in sich, die sie selbst immer verspürte, wenn ihr ein Präsent übergeben wurde und sie es öffnen durfte.

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