Vernissage der Lüste – Lena 1/3

Wie oft sie die Annonce gelesen hatte, wusste sie schon gar nicht mehr. Ein Fake, war ihr erster Gedanke gewesen. Oder irgendwas Kriminelles.

„Freiwillige für Kunstausstellung gesucht. Masochismus und Exhibitionismus sind nicht nur wünschenswert, sondern dringlichst erforderlich!“

Der Name einer Agentur, eine Telefonnummer und ein Künstler, den sie googelte, um mehr herauszufinden. Was das Netz zu ihrer Suche ausspuckte, hatte ihr Gänsehaut bereitet. Eine wohlige. Eine, die sich bis zwischen ihre Schenkel ausbreitete und dafür sorgte, dass ihre Finger unwillkürlich genau dorthin wanderten. Die ihre Lust erfühlten, welche allein durch die Bilder auf dem Laptop angeregt wurde.

Die Annonce war offenbar eine Einladung für eine Art Bewerbungsverfahren im Vorfeld einer erotischen Ausstellung, die nur wenige Tage in der Stadt verweilen würde. Lena hatte weiter recherchiert. Stundenlang. Hatte Rezensionen aus anderen Städten durchforstet, Archivbilder gesichtet und jede verstreichende Minute hatte sie feuchter werden lassen.

Sie erinnerte sich noch gut an einzelne Impressionen. An in Latex gehüllte Menschen, die in seltsamen Metallgestellen standen oder saßen. Oder hängend in Seilkonstruktionen. Menschen, die auch Puppen hätten sein können und bei denen selten mehr als Augen oder Mund nicht vom Latex überzogen war. Schwarze und rote Gestalten, die inmitten der Besucher platziert waren. Ausgestellt auf umzäunten Podesten.

Zu diesen Bildern hatte sie ihr Verlangen zwei Tage lang immer wieder befriedigt. Hatte versucht, sich in jede einzelne Puppe einzufühlen und schließlich zum Telefon gegriffen, um bei der Agentur anzurufen.

Das Gespräch mit dem Künstler, die ärztliche Tauglichkeitsuntersuchung und letztendlich die Abwicklung des Vertrages verliefen sehr professionell. Ihr wurden alle „Exponate“ vorgestellt, sämtliche Sicherheitsvorkehrungen mehrfach erläutert und jede ihrer Sorgen ausführlich besprochen.

Das war vor nicht ganz drei Wochen gewesen und seither war die Zeit für sie gefühlt so langsam vergangen wie damals, als sie ein Kind war und im Dezember das erste Türchen des Weihnachtskalenders geöffnet hatte.

Dabei war nicht etwa gar nichts geschehen. Der Latexanzug – IHR ganz persönlicher Anzug – war nach ihren Maßen angepasst wurden. Sie hatte das Ausstellungsteam kennengelernt, die anderen „Ausstellungsstücke“ und die Räumlichkeiten kennengelernt. Hatte ihre ganz persönlichen Grenzen deutlich gemacht und vielleicht hätte andere Menschen sie schlichtweg für verrückt erklärt. Vielleicht war sie das sogar. Doch für sie war es eine Erfahrung, auf die sie, wenn sie ehrlich war, seit der ersten Internetrecherche nicht mehr verzichten wollte.

Und nun? Nun stand sie hier. Nach zwei Stunden Vorbereitung, in denen ihr ihre eigene Visagistin – der Künstler nannte sie Puppenmacher – in den roten Anzug geholfen hatte. Schon in diesen zwei Stunden hätte Lena liebend gern der eigenen Erregung Abhilfe geschaffen.

Nachdem sie duschen geschickt wurden war, um Seifen- und Parfumreste zu entfernen, hatte ihr die Visagistin lächelnd den Plug in die Hand gedrückt, den sie selbst im Vorfeld ausgesucht hatte. Ein schwarzer, mittelgroßer Silikonplug mit bauchiger Form und länglicher Basis, den sie auch über längere Zeit würde tragen können.

Da ausdrücklich nach Exhibitionismus gefragt wurde, hatte sich Lena nicht die Mühe gemacht, ins Bad zu gehen, um den Plug einzusetzen, sondern dabei stattdessen mit einem Lächeln ihr Gegenüber beobachtet. Vielleicht spielte auch die Tatsache, dass sie nun seit Monaten schon keinen Sex mehr gehabt hatte für ihre Freizügigkeit eine Rolle. Aber in dem Moment, unter den Augen der Visagistin hätte sie sich am liebsten zum ersten Orgasmus gefingert. Oder so lange mit dem Plug gespielt, bis sie gekommen wäre. Dem zugleich amüsierten, wie auch erregten Blick der Puppenmacherin zufolge, wäre der das wohl sogar recht gewesen.

Doch Lena hatte nicht ohne Grund seit der Anmeldung zur Vernissage auf Orgasmen verzichtet. Masochismus… brachte sie mit. Eindeutig. Also hatte sie es auch jetzt auf dem Einsetzen beruhen lassen. Auf der Berührung, die ihr Verlangen zusätzlich zur gesamten vor Erotik und Sex aufgeladenen Atmosphäre noch weiter anheizte.

Mit geübten Fingern hatte die Visagistin Lena in den Latexanzug hineingeholfen. Ein Anzug, der ihren Körper vollkommen umhüllte und nur den Schritt und ihre Augenpartie aussparte. Genau so, wie sie ihn sich bei der Designbesprechung gewünscht hatte. Das Material, das so klebrig anmutete, so unnatürlich, schmiegte sich seither eher wie eine zweite Haut an sie. Wie ein dünner Film, der zu ihr selbst gehörte. Der sich sogar um ihre Finger legte und den sie bei Bewegungen zwar spürte, jedoch nicht als fremd oder gar unangenehm empfand.

Bevor die Visagistin ihr geholfen hatte, auch das Kopfteil überzustülpen, hatte sie Lena den Knebel angelegt, den Lena ausgesucht hatte. Ein innenliegender eiförmiger schwarzer Störenfried, um den sie zwar die Lippen weitestgehend schließen konnte, um nicht während der ganzen Ausstellung den Kiefer geöffnet halten zu müssen, doch ihre Zunge wurde davon beinahe völlig bewegungsunfähig gemacht. Ein Test, bei dem sie kaum mehr als unverständliches Brummen zustande brachte, hatte Lena innerlich jubilieren lassen.

Auch die Visagistin schien zufrieden und zog ihr endlich den oberen Teil des Anzugs über den Kopf, sodass nur noch Lenas Augen daraus hervor blitzen. Ausdrucksstarke Augen, die zuvor mit dunklem Makeup exzellent in Szene gesetzt wurden waren.

Der Knebel drückte seitdem noch etwas fester in ihren Mund und Lena hätte sich ein erfreutes Kichern nicht einmal verkneifen können, hätte sie gewusst wie dumpf ihre Stimme klingen würde.

Danach war alles sehr schnell gegangen. Die Puppenmacherin hatte sie in die Ausstellungshalle geführt und zu dem Podest gebracht, auf dem sie die nächsten drei Stunden verbringen sollte. Inmitten eines 8 Quadratmeter großen, abgesperrten Areals, das sie vor ungebetenen Berührungen der Gäste schützen sollte. Jedes Exponat würde zudem ein Mitglied der Security zur Seite gestellt bekommen, um Übergriffe zu unterbinden.

Im Zentrum des Podests lag eine Metallplatte, auf die sie geführt wurde und von der aus eine Stange senkrecht empor ragte. Lena hatte sie so oft in Clips gesehen, zu denen sie sich befriedigte und als sie sie im Fundus der Ausstellung gesehen hatte, war ihr klar gewesen, dass sie damit präsentiert werden wollte.

Das obere Ende der Stange bildete ein aufgeschraubter Penis aus Metall, über den sie sich erst stellte, um ihn dann langsam und von tiefem Stöhnen begleitet, einzuführen. Alle fünf Zentimeter, die er tiefer in sie glitt, hatte sie das metallische Klicken vernommen. Jedes Klicken eine unwiderrufliche Erhöhung des Schwanzes. Jedes Klicken eine Verstärkung ihrer Gänsehaut.

Trotz Raumtemperatur fühlte er sich in ihrem aufgeheizten Körper zunächst fremd an, doch die Enge, die er zugleich erzeugte, war großartig. Schwer atmend – durch die Nase, denn etwas anderes ließ ihr Kostüm kaum zu – gab sie sich ein paar rasende Herzschläge, bis sie sie zumindest etwas an das Ausgefüllt sein gewöhnt hatte.

Schon in diesem Moment wusste sie, dass die kommenden Stunden eine Mischung aus Ekstase, Verzweiflung und Erschöpfung werden würde. Und sie freute sich so sehr darauf, dass es bereits jetzt nur weniger Berührungen gebraucht hätte, um sie zum Kommen zu bringen. Kurz hatte sie überlegt, solange sie die Arme noch würde benutzen können. Doch auch dieses Mal hatte sie sich dagegen entschieden. Hatte das süße Leiden, die Gier noch brennen lassen.

Etwa schulterbreit stand sie seither auf dem Podest. Den Metallschwanz tief in sich versenkt und ohne entsprechenden Schlüssel nicht wieder entfernbar. Er steckte in ihr und der einzige Weg, ihn wieder loszuwerden war, ihn hinunterzuschrauben oder von ihm abzusteigen. Weder war sie groß genug dafür, noch hatte sie den passenden Imbus zur Hand. Stattdessen konnte sie fühlen, wie ihr Schritt bereits jetzt so feucht war, dass es begann, ihre Oberschenkel hinabzulaufen.

Die Visagistin hatte schließlich ihre Hände hinter dem Rücken zusammengeführt, ihr einen Sicherheitsknopf in die Handflächen gelegt und in einem Monohandschuh fest verschlossen. Eine ungewohnte Position für Lena, die ihre Lust nur weiter steigerte.

Sie liebte diese Hilflosigkeit. Dieses Ausgeliefert sein, dass sie im Privatleben schon viel zu lange nicht mehr hatte erleben dürfen und aus dem sie den Teilnahmevertrag hauptsächlich unterschrieben hatte. Hier, vor fremden Menschen in einer der seltsamsten Umgebungen, die sie wohl je erleben würde. Also ja… vielleicht war sie verrückt geworden.

Ihre Knöchel – Lena hatte auf Schuhe verzichtet, da sie nicht gewohnt war, auf höheren Absätzen lange zu laufen oder auch nur zu stehen, wurden an Manschetten seitlich der Metallstange befestigt. Den Abschluss bildete ein breites schwarzes Halsband, dass ihr nicht einmal die kleinste Drehung des Kopfes gestatteten würde.

Noch bevor die ersten Besucher kamen, war vor ihr ein Ständer aufgebaut worden. Ein Massage-Vibrator, der in verschiedenen Stufen arbeiten konnte. Sie hatte ihn testen dürfen und heilige… allein mit dem Ding hätte sie einen langen langen Tag verbringen können. Nur würde die Kontrolle darüber heute in den Händen der Ausstellungsbesucher liegen. Ein Gedanke, der sie leise in den Knebel Stöhnen ließ, während ein Mitarbeiter der Vernissage ihn an ihr ausrichteten und den überdimensional großen roten Knopf außerhalb des Podests in Reichweite der Gäste platzierte.

Ihr Herz raste vor Aufregung. Vor Nervosität und Erwartungen.

So stand Lena nun und wartete auf die Gäste, deren entfernte Stimmen sie bereits in der Vorhalle hören konnte…

13 Kommentare zu „Vernissage der Lüste – Lena 1/3

      1. 🌹Sobald ich zum Schreiben komme.🌹
        Insgesamt sollen es fünf bis acht Szenen werden. Also aus verschiedenen Perspektiven der einzelnen „Ausstellungsstücke“ und vielleicht auch der Gäste. 😁

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  1. Woah! Das ist mal eine Fantasie! Das ist echt richtig scharf. Diese Geschichte, hat eine wundervolle knisternde und erotische Stimmung! Bin gespannt wie es weiter geht!

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  2. Tolle Idee mit der Vernissage der Lüste!
    Sehr illustriert und anregend geschrieben! Es macht einfach Vergnügen, so etwas zu lesen, auch wenn es vom Thema Latex her nicht so meines ist. Trotzdem hat mich der Text sehr angesprochen, und ich werde sicher auch die weiteren Folgen interessiert lesen, vielleicht gerade deswegen, weil das Scenario so ganz anders ist, als die Geschichten in meinem eigenen Blog.

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